Dienstag, 8. Oktober 2019

Blindenführung


Spielerzahl: 2, Alter: 12-20, Material: 1 blickdichtes Tuch zum Verbinden der Augen

Ein einfaches, aber spannendes Vertrauensspiel. Lass dir von deinem Partner die Augen mit einem blickdichten Tuch verbinden und dich so lange im Kreis drehen bis du die Orientierung verloren hast. Nun nimmt dich der Partner an die Hand und führt dich behutsam durch die Umgebung: durch die Wohnung, den Garten, über den Spielplatz, den Schulhof oder durch den Wald. Natürlich verrät er dir nicht, wohin es geht. Nutze deine nichtvisuellen Sinne, um dir ein Bild von der Umgebung zu machen. Was kannst du mit den Händen ertasten? Wie fühlt sich der Boden unter den Füßen an? Achte auch auf Geräusche und Gerüche. Vielleicht kannst du ja herausfinden, wo du gerade bist. Oder lass dich einfach überraschen. Genieße die Situation und lerne, deinem Partner im wörtlichen Sinne „blind“ zu vertrauen. Er gibt die Richtung vor und passt auf, dass du nicht stolperst oder irgendwo anstößt. Am Ziel angekommen nimmt dir dein Partner die Augenbinde ab, und du darfst endlich wieder etwas sehen. Nun werden die Rollen getauscht. Dein Partner bekommt die Augenbinde um, und du übernimmst die Führung.

Du hast schon Mal an einer Blindenführung teilgenommen? Was waren deine Erfahrungen als sehende/ als "blinde" Spieler/in?

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Mit verbundenen Augen musst du deinem Partner im wörtlichen Sinne 
"blind" vertrauen. Er übernimmt für dich das Sehen und führt dich.


Augen zu! Ein Spaziergang ins Blaue


Zur Eingewöhnung könnt ihr das Spiel auch zunächst mit geschlossenen Augen spielen. So kannst du immer noch blinzeln, wenn du dich unsicher fühlst. Wenn du genügend Vertrauen zum führenden Partner aufgebaut hast, lässt du dir von ihm die Augen verbinden. Jetzt kannst du nicht mehr blinzeln und wirst schnell feststellen, dass du mehr Hilfe brauchst. Versuche nicht, selbst den Weg durch die Dunkelheit zu finden, sondern verlass dich ganz auf deinen Partner. Je mehr du ihm vertraust, desto mehr gewinnst du bei diesem Spiel an Sicherheit und Selbstvertrauen.

Probiert verschiedene Varianten des Führens aus. Welche funktioniert am besten? Bei welcher fühlst du dich am sichersten? Wichtig ist, dass dein Partner beim Führen immer in Körperkontakt zu dir bleibt und dich rechtzeitig vor Hindernissen, wie z.B. einer Treppe, warnt. Wenn keine schwierigen Hindernisse im Weg sind, könnt ihr ein Seil oder einen Gymnastikreifen als Hilfsmittel zum Führen einsetzen. Du bekommst das Seil oder den Reifen um den Bauch gelegt. Dein Partner fasst das andere Ende und kann dich in die richtige Richtung lenken. Auf einer großen und ebenen Fläche könnt ihr auch das Führen ohne Körperkontakt ausprobieren. Nun geht dein Partner ein Stück voraus und führt dich mit vereinbarten akustischen Signalen, wie z.B. Händeklatschen. Es können auch Klanginstrumente, wie Rasseln, Triangel und Tamburin, eingesetzt werden. Lausche auf das Geräusch, und bewege dich mit vorgestreckten Händen langsam auf die Geräuschquelle zu.     

Es macht Sinn, das Spiel zunächst einmal in einer vertrauten Umgebung auszuprobieren, z.B. im Haus, im Klassenraum oder in der Turnhalle. Selbst auf einem begrenzten Spielfeld kann es schwierig sein, "blind" die Orientierung zu behalten. Das Orientierungsvermögen könnt ihr folgendermaßen testen: Wenn der führende Spieler stehen bleibt, nennt er dir eine bestimmte Stelle (z.B. die Tür, die Tafel), in deren Richtung du zeigen musst. Präge dir also den Raum vorher genau ein. Und wenn es ein unbekannter Raum ist, den du vorher nicht gesehen hast? Dann musst du ihn tastend erkunden, um dich darin zurechtzufinden. Dein sehender Partner führt dich herum und hilft dir dabei. Wenn es mehrere Räume gibt, kannst du an verschiedenen Indizien erkennen, in welchem du gerade bist: z.B. Raumtemperatur, Fußbodenbelag, Gerüche und Geräusche.

Wenn das Führen gut klappt, kann aus Hütchen und Kästen ein einfacher Hindernisparcours aufgebaut werden. Du darfst den Parcours vorher nicht sehen und weißt nicht, welche Hindernisse auf dich warten. Während des Aufbaus musst du vor der Tür warten. Dann wird die Augenbinde angelegt, und es geht los. Verlass dich ganz auf dein Partner, der dich sicher um alle Hindernisse herum führt. Eine Blindenführung, ist ein spannender Selbstversuch und ermöglicht es, die Welt einmal aus der Perspektive sehbehinderter Menschen zu erleben.  


Mit einem kleinen Hindernisparcours kann das Führen gut geübt werden.


Im Freien ist das Spiel für Führenden wie Geführten deutlich anspruchsvoller und aufregender. Mit einer Blindenführung kann man einen langweiligen Spaziergang in ein spannendes Erlebnis verwandeln. Dafür muss der sehende Spieler aber vorher eine geeignete und sichere Umgebung mit wenig Betrieb und Verkehr aussuchen. Gut geeignet sind eine große Wiese, ein Park oder ein Waldstück. Idealerweise sollte die führende Person die Strecke vorher einmal alleine abgehen. Der führende Spieler legt für die Blindenführung einen Startpunkt und einen Zielpunkt fest, die er dir vorher nicht nennt. Du weißt also nicht, wann und wo das Spiel beginnt und endet. Nun braucht ihr nur noch ein Tuch oder einen Schal mitnehmen. Sobald ihr den Startpunkt erreicht habt, werden dir die Augen verbunden, und du musst den Sparziergang im Dunkeln fortsetzen, ohne zu wissen, wohin es geht. Allerdings können dir Hände, Füße, Nase und Ohren einiges über die Umgebung verraten. Wenn du möchtest, kannst du an Stellen mit sicherem Untergrund barfuß gehen, um den Boden besser zu fühlen. Oder ihr macht einen Höhrspaziergang, bei dem du deine Ohren spitzt und auf Geräusche achtest. Kannst du am Gehör herausfinden, wo du gerade bist und wohin es geht? Natürlich kannst du auch auf den Einsatz deiner Sinne verzichten und dich einfach überraschen lassen. Bei einem längeren Spaziergang werden einige Passagen "blind" und andere sehend absolviert. Dafür könnt ihr ein Stirnband verwenden. Dein Partner zieht es über deine Augen, wenn du nichts sehen sollst und zieht es hoch, wenn du wieder etwas sehen darfst.

  
Mit einem Tuch oder Schal kann man einen langweiligen Spaziergang in ein spannendes Erlebnis verwandeln.

Wer geführt werden möchte, lässt sich die Augen verbinden.

Die sehenden Kinder helfen der "Blinden Kuh" und passen auf sie auf.


Mit verbundenen Augen den Wald entdecken


Blind führen ist ein Spiel, das häufig in der Umweltpädagogik zur Erkundung des Waldes eingesetzt wird. Am Waldrand verbindet dir dein Partner die Augen und nimmt dich mit auf eine Tour kreuz und quer durch den Wald. An einigen interessanten Stellen könnt ihr eine Pause einlegen. Dein sehender Begleiter "zeigt" dir die Umgebung und hilft dir dabei, Sinneseindrücke zu sammeln. Welche Objekte findest du in der Umgebung? Welche Gerüche und Geräusche nimmst du wahr? Auf diese Weise kannst du dir ein Bild von dem Ort machen, ohne ihn zu sehen. So wird das Vertrauensspiel mit einer sinnlichen Naturerkundung kombiniert. Mit verbundenen Augen kannst du Tasten, Riechen und Hören viel intensiver erleben und vieles über den Wald herausfinden, das dir mit offenen Augen gar nicht aufgefallen wäre. Präge dir die gesammelten Wahrnehmungen ein, und versuche, nach der Führung einmal auf einem Blatt Papier aufzumalen, was du auf dem Weg durch den Wald gefühlt, gerochen und gehört hast. Du darfst dich noch nicht umsehen, zeichne aus dem Gedächtnis mit geschlossenen oder verbundenen Augen.


Die Kinder versuchen, aufzuzeichnen, was sie während der Führung wahrgenommen haben.

Erfahrungen austauschen


Tauscht nach der Blindenführung eure Erfahrungen in der Gruppe aus. Was habt ihr während der Übung über eure Partner/in und über euch selbst herausgefunden? Zu den Themen Sinne und Vertrauen könnt ihr unter anderem folgende Fragen diskutieren:

  • Warst du bei der Übung lieber "blind" oder hast du lieber geführt? Und warum?
  • Wie hast du dich mit verbundenen Augen gefühlt?
  • Welche Sinneswahrnehmungen hast du auf dem Weg gemacht?
  • Konntest du dich unterwegs orientieren? Wenn ja wie?
  • In welcher Situation hast du der Partner/in vertraut bzw. nicht vertraut?
  • War es einfach oder schwierig, die "blinde" Partner/in zu führen?
  • Wie hast du deiner Partner/in ein Gefühl von Sicherheit vermittelt?
  • Welche Mimik und Gestik hast du während der Übung bei deiner "blinden" Partner/in beobachtet?

Paare bilden


Wenn das Spiel zum ersten Mal in einer Gruppe durchgeführt wird, dürfen sich die "blinden" Spieler/innen eine Partner/in ihrer Wahl aussuchen, die sie gut kennen und der sie vertrauen. Später sollten die Teams dann neu zusammengesetzt werden, so dass auch Personen zusammen spielen, die einander nicht so gut kennen. Bilden Sie zudem gemischte Teams aus Alt und Jung, Mädchen und Jungen. Bei einem guten Gruppenklima und wenn das Spiel etwas eingeübt ist, bekommt jede zweite Teilnehmer/in vor Spielbeginn die Augen verbunden. Die Sehenden dürfen sich nun eine "blinde" Spieler/in aussuchen, die sie führen möchten. So wissen die Geführten gar nicht, von wem sie geführt werden. Aber vielleicht finden sie es im Laufe des Spiels heraus. 


Bei der Blindenführung dürfen auch die Kleinen mal die Großen führen.




3 Kommentare:

  1. Würdet ihr bei diesem Spiel lieber führen oder lieber die Augen verbunden haben?

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  2. Lieber mit verbundenen Augen geführt werden. Ist ein tolles Gefühl und eines schöne Vertrauenserfahrung.

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